»BUZZERBEING«
Photo: Boris Petrovsky

Projekt Title: »BUZZERBEING«

Arbeitsstipendium 2021
Kulturfonds
zur Förderung freier Kulturprojekte
MWK_BW

»BUZZERBEING«

 

Performativ-kinetische Skulptur, 2011-2021

Videolink

Materialien: Aluminium (gelasert, signalrot pulverbeschichtet), Plexiglas (signalgelb, gelasert), Polystyrol (Signalrot lackiert), pneumatische Zylinder, Schläuche, Kabel, Steuergeräte, Kompressor, Sound

 

Maße (mit Bodenplatte): Höhe 2,5 m, ø 2,5 m

 

»Jubiläumsausstellung 5/5«

21 Jahre kunsthalle neuwerk

19/11/2021 – 28/11/2021

Trioausstellung mit Markus Daum, Boris Petrovsky, Ulrich Vogel

»BUZZER BEING«

Boris Petrovsky


Buzzer, engl. Hupe, Schnarre, Summer
Being, engl. Wesen, Geschöpf, Wesenheit, Dasein

An einer humanoid erscheinenden, geschlechtslosen Figur, die wirkt wie eine roboterartige
Industriemaschine, sind zahlreiche rote "Buzzertasten" in verschiedenen Größen angebracht.
Ihre zu unterstellende Funktion liegt zwischen Taste, Taster und Tastorgan. Sie fahren ein und aus,
stoßen nach vorn und schnellen zurück wie von Geisterhand oder von einem “ghost in the
machine“ betätigt, unter klackend-schlagenden Geräuschen.
Das Objekt scheint auf Bewegungen der Besucher unvorhersehbar zu reagieren, sich zu
verhalten. Wer löst hier etwas und warum? Ist es das "Buzzerbeing", sind es die Besucher, oder
beide miteinander wechselwirkend?

Die Gestalt des »Buzzerbeing« erscheint wie ein humanoides Kontrollpaneel, in dem sich ein
permanenter Alarmzustand widerzuspiegeln scheint. Die Grenzen zwischen "Spiel und Ernst“
verschwimmen darin so undifferenziert, wie "Spiel und Ernst" eine Gegensatzpaarung bilden,
die keine ist. Aber: Dienen die Buzzertasten hier zur schnellen Auslösung oder zur Abschaltung
von etwas? Dienen sie zur Übung oder Einübung der Entspannung von "Alarmismus", der
unheimlichen Sehnsucht nach dem Ernstfall? Nähren sie Vorstellung von Kontrollillusionen,
die sich unter dem Eindruck des Kontrollverlustes stellvertretend anzubieten scheint?
Eröffnen sie dabei Möglichkeiten zur Intervention, zur Interaktion, zur Kontaktaufnahme?
Wird dabei aber eine Schleife von Erregung, Reiz und Reaktion in Gang gesetzt, die als
"Erregungskultur“ im “Buzzfeed“-Style und bestimmten “Buzzwords“ operiert?

Technisch gesehen basiert der eigentliche, akustische Summer auf elektromechanischer
Resonanz zwischen einem Schalter und einer Magnetspule, die sich wechselweise in rascher
Frequenz anregen und auslösen und unterbrechen – ein hörbar mit dich selbst rückgekoppelter
Schalter zur Erzeugung einer Schallsensation.


»Buzzerbeing« als performative, kinetische Skulptur wesen- und dinghaft, performt gleichzeitig
biomorph und maschinell. Sie liegt für die Wahrnehmung zwischen (Selbst-)Immunisierung, Panzerung
und Entäußerung, durch seine Form hilflos erscheinend, aber auch aufgeblasen und abwehrbereit und
reizbar, auch ekstatisch, närrisch, im Sinne von töricht. Sind die roten Beulen der “Buzzer“ das Symptom
eines „Autoimmunvorgangs“, als ein Kurzschluss von Reiz und Reaktion?
Werden “Triggerwarnungen“ vor sich selbst gegeben? Sind es Zeichen des Rückzugs oder Angriffs, die
sich hier zeigen? Ist es kalkulierte Strategie der Hilflosigkeit und Resignation?
Schließt sich hier ein Feld paranoid werdender Konspiration an?


Die Entwicklung und Realisierung von »Buzzer Being« wurde ermöglicht durch:
– ein das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds für Bildende Kunst mit Neustart
– die Förderung durch den Kulturfonds der Stadt Konstanz
– durch ein Projektstipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur Baden-Württemberg